ISDN-Telefonanlage: Komponenten und Funktionsweise

Auch wenn ISDN-Telefonanlagen langsam zum Auslaufmodell werden, finden diese bisher dato dennoch in zahlreichen Privathaushalten und Unternehmen Einsatz. Hier erhalten Sie einige Informationen über die verwendeten Komponenten und die Funktionsweise von ISDN-Anlagen und erfahren, wie Sie diese trotz Umstellung auf IP weiterverwenden können, bis Sie bereit für eine Neuanschaffung sind.

Was ist eine ISDN-Telefonanlage?

Bei ISDN-Telefonie lassen sich sowohl analoge als auch ISDN-Geräte über einen ISDN-Basisanschluss (BRI) oder über eine zentrale ISDN-Telefonanlage anbinden. Im Vergleich zu ihrem Vorgänger, der analogen Telefonanlage, ermöglicht eine ISDN-Telefonanlage nicht nur klassische Telefonie-Funktionen und den Anschluss von Endgeräten wie Anrufbeantworter und Faxgerät, sondern bietet ein umfangreicheres Funktionsspektrum sowie die Option, auch neben Telefongesprächen simultan über einen zweiten Kanal auf das Internet zuzugreifen. Mit ISDN einher geht außerdem eine höhere Sprachqualität sowie die Möglichkeit, an einzelne Teilnehmer, welche die TK-Anlage nutzen, individuelle Rufnummern zu vergeben.

Vorteile von ISDN gegenüber Analoganschlüssen

Integrated Services Digital Network, kurz ISDN, bietet mehr Leistungsmerkmale als herkömmliche analoge Anschlüsse. Durch die Signalisierung im separaten D-Kanal sind Rufaufbau und -abbau von ISDN-Endgeräten und TK-Anlagen definitiv erkennbar. Bei analogen Anschlüssen muss mit der Erkennung von Tonsequenzen gearbeitet werden, um Gleiches zu erreichen. Dabei erzielt die digitale Sprachübertragung gegenüber ihrem analogen Vorgänger eine weitaus höhere Sprachqualität und weniger Verluste bei der Signalübertragung, welche sich oft durch Rauschen bemerkbar machen.

Die Verwendung von MSN und insbesondere mehreren MSN an einem einzigen ISDN-Bus erlaubt eine flexiblere Verwendung von Endgeräten und ihrer Zuordnung zu eingehenden Rufen.

Die Kosten für einen ISDN-Anschluss sind in Deutschland typischerweise niedriger als für zwei analoge Anschlüsse. Benötigt jemand also zwei oder mehr Kanäle, ist sicher im Festnetzbereich ISDN das Mittel der Wahl. Alternativ wird zunehmend VoIP eingesetzt, sodass heute i.a. ein analoger Anschluss als „Grundversorgung“ ausreicht und im Prinzip Gespräche generell per VoIP geführt werden. Mit der Umstellung auf All-IP 2018 laufen ISDN- und analoge Technologien zunehmend aus und werden durch VoIP-Telefonie-Lösungen ersetzt.

ISDN-Geräte im Netzwerk

ISDN-Telefonanlagen sind aus Sicht des ISDN-Netzes ein einziges Endgerät, das jedoch ggf. mehrere MSN verwalten kann. Die Vermittlung eingehender und ausgehender Rufe zu den eigentlichen Endgeräten, die an einer Telefonanlage angeschlossen sind, erfolgt intern in dieser. Dabei können zusätzliche Leistungsmerkmale wie Least-Cost-Routing, zeitabhängige Weiterschaltung von Rufen, etc. in der Telefonanlage realisiert werden.

TE = Terminal Equipment (Endgeräte), z.B. ein Telefon, Anrufbeantworter oder Faxgerät
TA = Terminaladapter zum Anschluß ISDN-fremder, z.B. analoger Endgeräte an einen ISDN-Anschluss
NT = Network Terminal als Übergabepunkt von einem öffentlichen Netz an Kunden (NTBA = Netzwerkanschluss für Basisanschluss) zum Anschluss von TE und TA.

ISDN-Telefonanlagen verfügen über externe S0-Anschlüsse zur Verbindung mit einem NT sowie interne S0-Anschlüsse zur Verbindung mit einem TE/TA (z.B. Telefon, Anrufbeantworter, ISDN-Karte eines PC oder Fax).

ISDN verhält sich wie ein Bussystem, d.h. es können bis zu acht Endgeräte gleichzeitig an einem ISDN S0 angeschlossen werden, die sich durch ihre zugeordneten MSN jeweils unterscheiden. Da jedoch nur zwei Kanäle bereitstehen, können max. zwei Verbindungen parallel hergestellt werden, d.h. z.B. zwei abgehende Anrufe oder ein kommender und ein gehender. Wird für Datenverbindungen Kanalbündelung verwendet, so belegt der entsprechende Router beide Kanäle gleichzeitig.

Werden mehrere ISDN-Geräte an einem ISDN-Bus betrieben, so ist darauf zu achten, daß die Speisespannung aus dem ISDN-Bus ausreicht. Gegebenenfalls ist ein aktiver S0-Hub erforderlich, um die einzelnen Geräte direkt zu speisen bzw. die Geräte sollten ein eigenes Netzteil haben.

ISDN-Anschlusskabel sind gerade durch verbundene (also nicht gekreuzte), verdrillte Kabel mit typischerweise RJ45-Steckern, bei denen die mittleren vier Kontakte belegt sind (CAT3). Es können jedoch auch gewöhnliche CAT5- oder CAT6-Kabel, wie sie für Ethernet-Verbindungen geeignet sind, verwendet werden. Wird die Verkabelung komplexer, da zahlreiche analoge, ISDN und Ethernet Leitungen zu verbinden sind, verwendet man i.a. Kabel in verschiedenen Farben zur Kennzeichnung (z.B. ISDN gelb, Ethernet rot, analog blau).

Wie läuft ein ISDN-Anruf ab?

Ablauf von einem ISDN-Anruf: Ein rufender Teilnehmer (A) versucht, eine Verbindung zu einem zweiten Teilnehmer (B) herzustellen. Der Ablauf ist vereinfacht wie folgt:

Die typischen Weiterschaltungen beim ISDN-Anruf:

  • sofort (der Ruf wird bei Eingang unmittelbar ohne Signalisierung am ursprünglich adressierten Endgerät weitergeleitet)
  • verzögert (es klingelt zunächst das eigentlich angerufene Endgerät, nach 20 s wird die Weiterleitung initiiert, wenn das Gespräch nicht angenommen wurde)

  • bei besetzt (die Rufumleitung erfolgt nur, wenn die angerufene Nummer besetzt ist)

Anrufweiterschaltungen können erfolgen:

  • im Amt (dann kommen Rufe nicht erst zur Tk-Anlage oder dem Telefon des Kunden durch)
  • in einer Tk-Anlage am Amtsanschluss (dann wird bei einer Rufumleitung nach extern der zweite B-Kanal für den abgehenden Umleitungsruf verwendet)

  • Transmission: über die Verbindung werden Sprache/Daten/Fax übertragen.

Bei Anrufweiterschaltungen im Amt wird beim Angerufenen die Nummer des ursprünglichen Anrufers angezeigt. Bei Anrufweiterschaltungen auf Kundenseite (in der Tk-Anlage oder in einem Telefon) wird beim Anrufer eine Festnetznummer des abgehenden Amtsanschlusses angezeigt. Wäre dies nicht so, könnte eine Tk-Anlage beliebige abgehende Rufnummern signalisieren, wenn sie entsprechend konfiguriert wäre.

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