IPv6 ebnet Mobilität den WegVor dem Hintergrund einer stetig zunehmenden Nachfrage nach robusten und zuverlässigen Kommunikationslösungen stellt Mobilität eine der größten Herausforderungen für ITK-Verantwortliche dar. Unternehmen sind herausgefordert, ihre Organisationsstrukturen und Arbeitsprozesse zu überdenken und zu überprüfen, in wieweit Mitarbeitern das notwendige Rüstzeug zur Verfügung steht, um effizient zu kommunizieren und zusammenzuarbeiten. Dabei gibt es in diesem Zusammenhang eine fast unberührte Materie, welche absehbar und unweigerlich zur treibenden Kraft für mehr Mobilität und Vernetzung auf einer völlig neuen Ebene wird: IPv6.

IPv4 an seiner Kapazitätsgrenze

Unsere Arbeitswelt ist vielseitiger geworden und fordert ortsunabhängige Allzeit-Verfügbarkeit. Statt zu starren Arbeitszeiten an festen Arbeitsplätzen zu verharren, reisen wir zu Kunden oder Fachkonferenzen, arbeiten in Hotellobbys oder Business Lounges am Flughafen, oder aber finalisieren wichtige Projekte während der späten Abendstunden von unserem Home Office. Der ständige Wechsel unseres physischen Standorts hat direkten Einfluss auf unsere Kommunikationsmuster, einschließlich aller hierbei eingesetzten Geräte und Netze, mit welchen sich diese Geräte verbinden. Ein bisher typisches Szenario: Mitten in einem VoIP-Anruf werden Sie unterbrochen, weil Sie sich zwischen verschiedenen Netzwerken bewegen. Mit ein wenig Glück erreichen Sie in einem erneuten Anlauf ihren wichtigen Kunden oder Geschäftspartner und erzielen den all so wichtigen Geschäftsabschluss. Aber was, wenn die Technik nicht auf Ihrer Seite ist?

Die Wurzeln dieses Problems liegen in der Struktur von IPv4 und seinem Einfluss auf die Art und Weise, wie Internetverkehr bisher gesteuert wurde. In der enormen Zunahme von miteinander verbundenen Geräten liegt der Ursprung für die Entwicklung des Internet der Dinge und gleichermaßen auch der Grund, warum IPv4 seine Grenzen erreicht hat. Basiert auf 32-Bit-Adressen reicht IPv4 längst nicht mehr aus, um jedes Gerät mit einer eigenen IP-Adresse auszustatten. Und selbst wenn jedem Gerät eine IPv4-IP-Adresse zur Verfügung stünde, würde sich diese beim IP Roaming stets ändern und damit auch weiterhin Unterbrechungen mit sich bringen. Hieraus wird mehr als deutlich, dass ein neues Protokoll eingeführt werden muss, um jederzeit Konnektivität zwischen Geräten sicherzustellen und eine zukünftige Verfügbarkeit von IP-Adressen zu gewährleisten. Auch wenn NAT bisher die komplette Erschöpfung von IP-Adressen erfolgreich verzögert hat, führt kein Weg an IPv6 vorbei. Mit einem Design, welches auf 128-Bit-Adressen basiert, ist IPv6 so gestaltet, dass es quasi nie an ausreichenden Kapazitäten verlieren wird.

IPv6 als Treiber für Mobilität und das Internet der Dinge

Das neue IPv6-Protokoll folgt bei der Identifizierung und Lokalisierung von Geräten sowie dem Routing des Netzwerkverkehrs über das Internet den exakt gleichen Konstruktionsprinzipien wie sein Vorgänger. Jedoch erhöht IPv6 dabei maßgeblich die Menge aller verfügbaren IP-Adressen, im Detail um 7,9 × 1028 im Vergleich zu IPv4, was eine schier unendliche Verfügbarkeit von IP-Adressen bedeutet.

Während die wohl wichtigste Errungenschaft von IPv6 die Lösung des Problems der Erschöpfung von IP-Adressen mit IPv4 darstellt, kommt das neue Protokoll auch mit neuen Funktionalitäten daher, die Mobilität auf ein völlig neues Niveau heben. Durch einen Mechanismus, welcher es einem Anwender erlaubt, um verschiedene Links zu roamen, ohne dabei die Verbindung zu seiner eigenen IP-Adresse zu verlieren, vermeidet IPv6 Abbrüche beim Wechsel zwischen verschiedenen Netzwerken und garantiert damit wahrhaftig kontinuierliche und ununterbrochene Mobilität.

Ein weiteres großes Potenzial von IPv6 liegt in der Möglichkeit, Geräte von überall und zu jeder Zeit miteinander zu verbinden, damit diese reibungsfrei miteinander kommunizieren können – eine der Grundvoraussetzungen für das Internet der Dinge (IoT). Sobald ein Unternehmen seine Geräte auf IPv6 umstellt, erhalten diese automatisch volle Mobilität und ermöglichen ihren Nutzern die Verwendung einer singulärer IP-Adresse bei der Kommunikation über verschiedene Netzwerke hinweg.

Insbesondere die VoIP-Kommunikation profitiert enorm von IPv6, da Quality of Service (QoS) und Skalierbarkeit hier maßgeblich verbessert werden können. Darüber hinaus gestattet IPv6 außerdem, dass ganze Subnetze ganz leicht und ohne Umnummerierung verschoben werden können, zum Beispiel wenn ein Internetanbieter gewechselt wird.

Nach zögerlichem Start gewinnt IPv6 endlich an Fahrt

Obwohl bereits in den späten 90ern entwickelt, wurde IPv6 erst 2017 zum offiziellen Internetstandard erklärt. Die Tatsache, dass mit NAT die Erschöpfung an IP-Adressen auf IPv4-Basis vorübergehend umgangen wurde, ist sicherlich einer der Hauptgründe für diese Verzögerung. Doch mit der Zunahme an Endgeräten, vor allem im mobilen Bereich, wird die Einführung eines neuen Standards für die ununterbrochene Echtzeitkommunikation im Internet der Dinge unvermeidlich.

Gewiss ist, dass beide Protokolle noch für eine sehr lange Zeit parallel genutzt und so zwei unabhängige Netzwerke geschaffen werden. Da IPv4 und IPv6 nicht interoperabel ist, wird der Übergang außerdem gewisse technische Hürden mit sich bringen. Jedoch gibt es bereits Transfermechanismen (wie NAT64), die hier Erleichterung bringen. Sogenannte Translater Gateways können darüber hinaus als vermittelndes Übertragungsprotokollsystem genutzt werden und die Kommunikation zwischen Hosts verschiedener Protokollversionen ermöglichen. Inzwischen sind alle gängigen Softwarelösungen mit Netzwerkfunktionen mit IPv6 kompatibel und auch die meisten Betriebssysteme unterstützen IPv6 im kommerziellen, gewerblichen und privaten Umfeld.

Während IPv4 im Jahr 2014 noch mehr als 99 % des Internetverkehrs weltweit übertrug, berichtet Google im Dezember 2017, dass bereits 2,6 % aller Nutzer seine Dienste via IPv6 aufriefen. Dies deutet auf eine rasch zunehmende Ausweitung von IPv6 hin, auch wenn sich diese noch recht ungleichmäßig über verschiedene Regionen erstreckt.

Es ist nur eine Frage der Zeit bis IPv4 vollständig ersetzt wird und IPv6 seine Position als Standardprotokoll für das Internet einnimmt. Übrigens: Die 3CX VoIP Apps für Android und iOS sind bereits IPv6-kompatibel. Wann rüsten Sie die Kommunikationsprozesse Ihres Unternehmens für die Zukunft?