VoIP-Telefonie per DECT oder WiFiUm die Vorzüge und den Komfort von VoIP-Telefonie vollends zu nutzen, benötigen Unternehmen eine zuverlässige ITK-Infrastruktur, die auf die jeweiligen Geschäftsanforderungen zugeschnitten ist und dabei Geschäftsabläufe und Kommunikationsprozesse effektiv unterstützt. Konnektivität, LAN-Infrastruktur und Telefonie müssen hierbei eng integriert sein. Schnurlose Systeme eben dabei den Weg dazu, durch mehr Mobilität den Geschäftsalltag zu optimieren. Durch VoIP-Telefonie per DECT oder WiFi können sich Mitarbeiter frei in den Geschäftsräumen bewegen und Anrufe von überall her tätigen und entgegennehmen statt an einen fixen Arbeitsplatz gebunden zu sein. Doch welcher Kommunikationsstandard ist hier geeignet?

Sollte ich DECT oder WiFi zum Telefonieren per VoIP nutzen?

Egal, welchen der beiden Standards Sie wählen – in der Praxis führen beide zum gleichen Ziel: erhöhte Mobilität! Natürlich bringt jedes der beiden Technologien unterschiedliche Eigenschaften mit, welche sorgfältig evaluiert werden sollten, um die richtige Wahl zu treffen. Dabei gibt es einige Grundvoraussetzungen, welche in jedem Fall für qualitativ hochwertige VoIP-Anrufe in Echtzeit erforderlich sind, darunter eine ausreichende Bandbreite für die Abwicklung simultaner Anrufe, der jeweils genutzte Codec, niedrige Jitterwerte und Quality of Service (QoS). Werfen wir jedoch einen detaillierten Blick in die Vor- und Nachteile von DECT und WiFi.

DECT-Systeme

DECT steht für Digital Enhanced Cordless Telecommunication und bezeichnet eine von ETSI standardisierte Telefonie-Technologie, deren Anwendung in den 90er Jahren aufkam. DECT-Systeme sollten nicht mit einem Mobiltelefonsystem verwechselt werden. DECT umfasst nicht den Dienst eines Telefonanbieters, sondern ist eine Funkübertragungstechnik, welches schnurlose Telefonie möglich macht. Über dedizierte Hardware in Telefonanlagen integriert kann das DECT-Signal eine gut definierbare, begrenzte Fläche vom einzelnen Büro über Parkplätze, Lagerhäuser bis hin zu ganzen Werksanlagen und Einkaufszentren abdecken. Entsprechend verteilte Antennen ermöglichen dabei den eingesetzten „drahtlosen“ Telefonen die Signalabdeckung.

Eigenschaften des DECT-Standards

VoIP-Telefonie per DECTDECT ist ein verschlüsselter digitaler 64-Bit-Standard, welcher in Europa im Frequenzbereich 1800 bis 1900 MHz arbeitet, dabei 10 dynamisch zugewiesene Kanäle verwendet und in 2×12 Zeitschlitze unterteilt ist (was die verfügbare Bandbreite reduziert). Das Signal wird in GFSK mit einer maximalen Bitrate von 384 Kbit / s moduliert. Als Codec wird G726 mit einer Bitrate von 32 Kbit/s verwendet.

Um die Kompatibilität zwischen verschiedenen DECT-Geräten unterschiedlicher Hersteller zu gewährleisten, wurde ein Profil namens DECT GAP (Generic Access Profile) definiert. Über diesen DECT-Standard hinaus können die verschiedenen Geräte auch bzgl. grundlegender Anruffunktionen miteinander interagieren. Erweiterte Funktionen wie die Telefonbuchfreigabe oder Anrufweiterleitung sind jedoch nicht vollständig gewährleistet. Um vollständige Interoperabilität zwischen eingesetzten DECT-Geräten herzustellen, ist die Verwendung einer einheitlichen Marke erforderlich.

In Abhängigkeit vom Zweck, dem Abdeckungsbereich und der erforderlichen Anzahl simultaner Anrufe können DECT-Systeme als Single Cell System (eine Basisstation) oder Multi Cell System (mehrere Basisstationen ermöglichen Handover) betrieben werden.

Elektromagnetische Emissionen

Im Hinblick auf die vielfach umstrittenen elektromagnetischen Felder, denen wir täglich ausgesetzt sind, ist zu beachten, dass DECT-Geräte ununterbrochen Funksignale senden, um sich jederzeit verbinden zu können. Eine DECT-Telefonbasis emittiert dabei höchstens 250 mW ERP-Leistung (Europa). Im aktiven Gespräch bei 1:1 Verwendung (eine Basis, ein schnurloses Gerät) reduziert sich dieser Wert auf 10 mW.

Zwischenbilanz

DECT-Systeme eignen sich ausdrücklich für die Sprachübertragung, nicht aber für beispielsweise für die Datenübertragung. Die hauptsächlichen Vorteile von DECT liegen sicherlich in der einfachen Anwendung und Konfiguration, einer optimalen Audioqualität sowie eine vergleichsweise lange Akkulaufzeit in Bezug auf Gesprächszeit als auch Standby-Zeit. Die hohe Zuverlässigkeit von DECT-Systemen für die Sprachübertragung kann nicht ich Frage gestellt werden, hängt jedoch stark von der richtigen Positionierung von Antennen (DECT-Zellen) im anvisierten Bereich der Signalabdeckung ab.

Ein DECT-System ist teurer als ein Wifi-System (welches Daten und Sprache überträgt). Die Gesamtkosten können jedoch durch einen geringeren Ressourceneinsatz für die Konfiguration und Verwaltung des DECT-Systems im Vergleich zu einem WiFi-System ausgeglichen werden.

WiFi

Sowohl in kleineren Büros als auch in großen Unternehmen ist es mittlerweile Standard geworden, immer mit dem Netzwerk verbunden zu sein. Die WiFi-Abdeckung innerhalb des Unternehmens ist inzwischen ein weit verbreiteter und konsolidierter Dienst. Dabei werden Daten zwischen den verschiedenen in WiFi verbundenen Clients mit einer Frequenz von 2,54 oder 5 GHz übertragen und ausgetauscht – oft ohne, dass sich jemand Gedanken darüber macht, wie diese tatsächlich abgewickelt werden. Genutzt werden entweder mit dem WiFi verbundene Schnurlostelefone oder Smartphones mit einer dedizierten App.

Der große Vorteil von WiFi besteht darin, dass dasselbe System für verschiedene Dienste verwendet werden kann: Daten, Sprache, Rundfunk usw. Nachteilig ist der Akkuverbrauch der typischen per WiFi genutzten Endgeräte. WLAN-Telefone (sowie Smartphones) haben eine weitaus kürzere Sprech- und Standby-Zeit als schnurlose Telefone mit DECT-Technologie.

VoIP-Anrufe über ein WiFi-System erfordern außerdem einige wichtige Vorkehrungen. Der Anruf sollte nicht als Datenstrom behandelt werden, sondern als Audiosignal Vorrang vor dem Datenverkehr haben. Erwartungsgemäß sollte der Anruf außerdem unterbrechungsfrei, flüssig und verständlich in Echtzeit erfolgen.

Mögliche Stolpersteine

Zunächst muss die Abdeckung des WiFi-Signals in den verschiedenen Bereichen des Unternehmens überprüft werden. Dabei reicht es nicht aus, nur ein Signal zu empfangen. Auch die Qualität der Verbindung muss bewertet werden. Möglicherweise ist es sogar besser, einen niedrigeren Signalpegel, aber eine bessere Qualität zu erzielen.

Auch hat das verbundene Telefon bzw. der Client möglicherweise ein hohes Signal, aber der Datenaustausch ist in Bezug auf Qualität und Intensität nicht nennenswert. Dieses Problem spiegelt sich in der Praxis auch bei VoIP-Anrufen im WLAN wider. Wenn Datenpakete mit Verzögerungen oder fragmentiert ankommen, ist dies unter Umständen vertretbar. Wenn stattdessen die Sprachpakete von schlechter Qualität sind oder verspätet auftreten, die einen bestimmten Wert überschreiten, dann wird das Gespräch unverständlich oder bricht ganz zusammen.

Maßnahmen

Die Signalqualität, die Überlappung benachbarter Kanäle, die Sendeleistung sowie die Anzahl und Art der verbundenen Clients sind wichtige Aspekte, welche zu berücksichtigen und nicht zu unterschätzen sind. Quality of Service (QoS) erledigt den Rest! Ohne QoS kann ein System nicht unterscheiden, welche Sprachpakete priorisiert werden sollen. Für die Priorisierung der Sprachpakete per QoS stehen einige Protokoll-Varianten zur Verfügung:

IEE802.1p
IEE802.11e

Fazit

Im Wesentlichen gibt es keinen objektiven Grund, ein DECT- oder WiFi-System für VoIP-Anrufe zu bevorzugen. Es kommt auf die subjektiven Bedürfnisse, das Budget und die Entwicklungsprognosen an. Wichtig ist, dass die Systeme ordnungsgemäß konfiguriert und verwaltet werden.

Die 3CX-Telefonanlage bietet eine umfangreiche Liste von unterstützten Geräten und SIP-Telefonen von Marken wie SNOM, Grandstream, Yealink und Fanvil, welche für die Implementierung von DECT-Systemen und WiFi-basierter Telefonie zertifiziert wurden.

Weiterführende Informationen