Was ist eine Telefonanlage?

Eine Telefonanlage (oder: Telefonsystem, Nebenstellenanlage, TK-Anlage, TK-System) verbindet interne oder auch externe (via IP angebundene) Endgeräte wie IP-Telefone, Smartphones, Anrufbeantworter, Faxgeräte, Modem und Netzwerkkomponenten wie Router, Gateways und Adapter. Als Kernelement der internen und externen Unternehmenskommunikation agiert eine Telefonanlage als Vermittlungsstelle zwischen externen Teilnehmern und internen Nebenstellen. Da hierbei unterschiedlichste Endgeräte, Protokolle und Standards zum Einsatz kommen, beleuchtet dieser Artikel alle unterschiedlichen Formen von Telefonanlagen, deren technische Besonderheiten und Anwendungsmöglichkeiten sowie Vor- und Nachteile. Erfahren Sie, was genau eine moderne Telefonanlage leisten muss.

Blick in die Geschichte: Die Evolution der Telefonie

Die Geschichte der Telefonie geht zurück bin das Jahr 1861, in welchem es dem deutsche Physiker Johann Philipp Reis zum ersten Mal gelang, eine elektrische Freisprechverbindung zu erstellen. 1971 patentierte Alexander Graham Bell in den USA das erste Telefon. Mit zunehmender Expansion des öffentlichen Telefonnetzes (Public Switched Telephone Network, oder kurz: PSTN) und der Anbindung von Privathaushalten und Unternehmen wurde Telefonie zu einem der wichtigsten Standbeine der Telekommunikation, denn nun konnten Informationen erstmals nahezu in Echtzeit übermittelt werden. Werfen wir einen kurzen Blick in die Evolution der Telefonie bis heute:

Die analogen Anfänge der Telefonie

Einer analogen Telefonanlage standen maximal zwei Telefonleitungen zur Verfügung, welche jedoch jeweils nur eine Sprach- und Datenverbindung ermöglichte. Das Abwickeln simultaner Gespräche oder die simultane Nutzung von Telefonen und Fax oder Modem war demnach nicht möglich. Maximal acht Nebenstellen ließen sich an der Anlage anbinden. Alle waren dabei unter der gleichen Rufnummer erreichbar. Der große – und heute vielleicht einzige – Vorteil eines analogen Telefonanschlusses ist, dass dieser auch im Fall eines Stromausfalls ununterbrochen verfügbar bleibt. Im Allgemeinen ist die analoge Sprachübertragung vergleichsweise störanfällig, die Gesprächsqualität im Vergleich zur digitalen Telefonie gegebenenfalls kompromittiert. Und da kaum ein Privathaushalt oder Unternehmen sich heute auf jeweils nur ein Kommunikationsmedium (Telefonie oder Fax oder Internet) festlegen möchte, sind analoge Telefonanlagen kaum noch zeitgemäß. Mehr zur analogen Telefonanlage hier.

ISDN macht Telefonie digital

Der Einzug der ISDN-Telefonanlage in den 90er Jahren markierte den ersten Schritt der Digitalisierung der Telekommunikation. Im Vergleich zur analogen Signalübertragung bringt ein digitaler ISDN-Anschluss eine höhere Übertragungsqualität für Sprachanrufe mit sich. Dank zwei simultan verfügbarer Sprachkanäle ermöglichte die ISDN-Technik das parallele Telefonieren und Surfen im Internet oder das gleichzeitige Telefonieren zweier Teilnehmer. Darüber hinaus lassen sich bis zu zehn individuelle Rufnummern an einzelne Nebenstellen zuweisen. Zusätzliche Telefonie-Funktionen wie Rufumleitung sowie die Anzeige bzw. Unterdrückung einer spezifischen Rufnummer brachten insbesondere in der Business-Kommunikation maßgebliche Fortschritte. Größere Unternehmen können mithilfe eines Primärmultiplexanschlusses (PRI) Ihre Anlage auf bis zu 30 Sprachkanäle je Anschluss erweitern. Doch damit sind die Möglichkeiten für Kapazitäts- oder Funktionserweiterungen erschöpft. Mehr zur ISDN-Telefonanlage hier.

VoIP als neuer Telefonie-Standard

Die fortschreitende Digitalisierung und insbesondere die Konvergenz von Telekommunikation und IT brachte um die Jahrtausendwende einen neuen Standard hervor: Voice-over-IP. Dieser macht den traditionellen Telefonanschluss nunmehr komplett überflüssig, da VoIP-Telefonanlagen alle Kommunikation nun direkt auf dem Internetprotokoll (IP) basierend über Internetverbindungen abwickeln. Mit Hilfe eines leistungsfähigen Breitband-Internetzugangs lassen sich per VoIP-Technologie weitaus höhere Datengeschwindigkeiten und Datenübertragungsraten als mit ISDN erzielen. zu den weiteren Vorteilen von VoIP gegenüber seinen Vorgängern gehören Kostenreduktion durch weniger Hardware und Bündelung von Diensten (Telefonie, Low-Cost-Routing), eine einfache Installation ohne aufwendige Verkabelung, die webbasierte Konfiguration/Rechtevergabe/Kontrolle & Hot Desking sowie  mobile Erreichbarkeit unter gleicher Rufnummer und Integration von Unified Communications. Alle weitere Details zur VoIP-Telefonanlage hier.

Wie funktioniert eine Telefonanlage?

Um die Funktionsweise von Telefonanlagen zu verstehen, sollte man zunächst wissen, dass sich Kommunikationssysteme heutzutage im Hinblick auf Aufbau, Bestandteile, verwendete Standards und Protokolle stark unterscheiden. Hardware- oder Software-basiert? Lokal vs. gehostet? Einen einheitlichen Prototypen gibt es nicht. Wie eine spezifische Telefonanlage entsprechend genau funktioniert, hängt stark davon ab, welche Installationsmethode, welche Leitungen und unterstützenden Komponenten der Kommunikationsinfrastruktur im Einsatz sind. So haben beispielsweise längst nicht alle Organisationen ihre bestehenden Anlagen bereits auf eine IP-basierte Kommunikation umgestellt. Die sich hieraus ergebenden Unterschieden haben nicht nur Auswirkungen auf den Aufwand für Installationen, Erweiterungen und Wartungen, sondern bringen auch unterschiedliche Kostenfaktoren mit sich.

telefonanlage

Wer auf eine VoIP-Telefonanlage umsteigen möchte, jedoch seine analogen Endgeräte zunächst weiter verwenden mag, kann diese per ATA-Adapter IP-fähig machen. Ähnliches gilt für Organisationen, welche Ihre ISDN-Telefonanlage per IP-Anschluss weiterverwenden möchten, zum Beispiel wenn Investitionen in eine neue VoIP-Telefonanlage aktuell nicht möglich nicht. Wer seine bestehende ISDN-Telefonanlage auch nach der All-IP Umstellung weiter betreiben möchte, kann dies mithilfe eines VoIP-Gateways tun.

Langfristig ist jedoch der Umstieg auf eine VoIP-basierte Telefonanlage sinnvoll, um den vollen Funktionsumfang und alle Sicherheitsmerkmale einer modernen Telekommunikationslösung zu vereinen und dabei alle Kosten- und Effizienzvorteile  von VoIP sowie höhere Mobilität der eigenen Mitarbeiter auszunutzen. Mit nur einem einzigen Internetanschluss lassen sich IP-basierte Endgeräte im Netzwerk verbinden. Auch mobile Endgeräte sind mit der Telefonanlage verbunden, sobald zu diesen eine Internetverbindung besteht. Nicht zuletzt lassen sich auch zu Anlagen an anderen Standorten per Bridge Verbindungen aufbauen, um von kostenlosen internen Anrufen sowie zahlreichen Skalenvorteilen zu profitieren.

Sie möchten mehr über VoIP wissen? Dann lesen Sie weiter, wofür der Begriff VoIP genau steht, welche weiteren Vorteile von VoIP in Ihrer Organisation Anwendung finden können und wie VoIP-Telefonie im Detail funktioniert.

Die richtige Wahl treffen: Lokale Installation vs. externes Hosting

Viele Unternehmen, die auf der Suche nach einer neuen Telefonanlage sind, stehen vor der Herausforderung, wo und wie diese idealerweise installiert, betrieben und gemanagt werden sollte. Cloud-Lösungen sind auf dem Vormarsch, doch es gibt nach wie vor gute Gründe, dem Hosting an einem fremden Standort oder in der Cloud eine Installation vor Ort (on-Premise) vorzuziehen. Die Wahl hängt dabei von vielen Faktoren ab, darunter die Anzahl der Mitarbeiter, die ITK-Infrastruktur sowie die Ansprüche des Unternehmens und kann für Organisationen im Entscheidungsprozess viel Zeit und Mühe kosten.

Im Folgenden werden die Vor- und Nachteile von gehosteten und standortbasierten Telefonanlagen vorgestellt, um zu einem besseren Verständnis der Technologien beizutragen und eine hilfreiche Entscheidungsgrundlage zu bieten.

Option 1: On-Premise Installation

Als lokale Kommunikationslösung, In-House- oder On-Premise-Telefonanlage bezeichnet man ein Telefonsystem, welches direkt vor Ort als Hardware oder Software (virtualisiert) installiert wird. Software-basierte Telefonanlagen bringen dabei den Vorteil einer höheren Flexibilität, da sich so zum Beispiel jederzeit neue Teilnehmer und Rufnummern direkt über eine intuitive Benutzeroberfläche hinzufügen, ändern oder entfernen lassen. Große Unternehmen mit einer entsprechend leistungsstarken Infrastruktur und Bandbreite verfügen ohne Weiteres über genügend Ressourcen zum internen Betrieb einer Telefonanlage, welche VoIP-basierte Unified Communications unterstützt. Für kleinere Unternehmen ohne eigenen Server können genügt sogar oft bereits ein kostengünstiger MiniPC als Appliance. Die Hauptvorteile einer lokalen Installation:

  • On-Premise-Installationen gewährleisten stets eine volle Kontrolle über das eigene Telefonsystem.

  • Sämtliche Einstellungen und Daten der Telefonanlage bleiben vertraulich und werden nicht an Dritte weitergegeben.

  • Interne Gespräche werden über das lokale Netzwerk geführt und erfordern daher keinerlei zusätzliche Bandbreite.

  • Lokale Telefonanlagen lassen sich mit Softwarelösungen / CRM-Systemen integrieren.

Option 2: gehostete Telefonanlage

Wenn Sie vermeiden möchten, dass Ihre Telefonanlage wertvolle Ressourcen Ihrer IT-Abteilung in Anspruch nimmt, ist vielleicht eine gehostete Telefonanlage genau das Richtige für Ihr Unternehmen. Eine gehostete Telefonanlage ist eine virtuelle Telefonanlage, die in Form eines ausgelagerten Dienstes zur Verfügung gestellt wird. Anstatt einen firmeneigenen Server zu nutzen wird dieser Dienst von einem Serviceprovider als Dienst bereitgestellt (Managed Service). Da bei der Voice-Over-IP Telefonie sämtliche Übertragung über das Internet Protocol funktioniert, gibt es kaum noch triftige Gründe für wartungsintensive Hardware am eigenen Standort. Hier eine Übersicht der wichtigsten Vorteile einer gehosteten Telefonanlage:

  • Gehostete Telefonanlagen überzeugen mit demselben Funktionsumfang lokaler Lösungen.

  • Wer für seine Telefonanlage einen Hosting-Anbieter nutzt, reduziert Einstiegsinvestitionen und laufende Kosten.

  • Es entfallen Kosten für Betrieb und Wartung durch das eigene Personal einschließlich dem Bedarf derer Schulung.

  • Alle Aufwendungen für Installation, Updates & Wartung der Anlage sind im Service-Paket des externen Dienstleisters enthalten.

Option 3: Cloud-basiertes Hosting

Eine Sonderform unter den gehosteten Telefonanlagen nimmt die Cloud-Telefonanlage ein, welche entweder eigenständig oder durch einen externen Dienstleister als Managed Service auf dem Server eines Cloud-Anbieters extern betrieben, verwaltet und auf dem neuesten Stand gehalten wird. Somit spart das Unternehmen wertvollen Ressourcen und Aufwendungen. Ein weiterer großer Vorteil von Cloud-Hosting ist die hiermit verbundene hohe Flexibilität und Skalierbarkeit der gehosteten Systemen. Die wichtigste Grundvoraussetzung für das reibungslose Funktionieren einer Cloud-Telefonanlage ist ein leistungsstarker Internetanschluss mit genügend Bandbreite für die zuverlässige Nutzung von VoIP-Diensten und angebundenen CRM-Anwendungen.

  • Cloud-Lösungen bringen enormes Einsparpotenzial bei der ITK-Infrastruktur selbst sowie Telekommunikationskosten.

  • Als dedizierte Systeme gewährleisten Cloud-Telefonanlagen die volle Kontrolle über Daten und Sicherheits-Einstellungen.

  • Völlig bedarfsgerecht und unter geringem Aufwand lassen sich Kapazitäten kostengünstig erweitern oder reduzieren.

  • Cloud-Lösungen ermöglichen Hochverfügbarkeit – ein wichtiges Kriterium für 24/7 Erreichbarkeit für Kunden und Partner.

So finden Sie die richtige Telefonanlage

Professionelle Telefonanlagen für den Unternehmenseinsatz erfordern weitaus mehr Überlegungen als die Anschaffung eines neuen Telefonsystems im Privathaushalt. Kapazitäten, Zugangsberechtigungen, integrierte Systeme und angebundene Endgeräte müssen gleichermaßen in den Entscheidungsprozess einfließen wie auch Kosten, Flexibilität und Skalierbarkeit der anvisierten Lösung. Definieren Sie genau, welche Anforderungen Ihr neues Telefonsystem erfüllen sollte. Folgende Fragestellungen können Ihnen entsprechend bei der Auswahl der für Sie optimalen Telefonanlage helfen.

Wenn Sie ein kleines oder mittleres Unternehmen leiten, kümmert sich möglicherweise ein externer Netzwerkadministrator um Ihre IT-Belange – jede seiner Arbeitsstunden bei Ihnen vor Ort kostet Sie also bares Geld. Entscheiden Sie sich für ein kompliziertes, herstellerspezifisches TK-System, dann besteht die Gefahr, dass nur ein spezieller Installateur die Anlage für Sie einrichten und verwalten kann.

Professionelle Telefonanlagen lassen sich heute sowohl unter Windows, Linux oder auch virtuell in der Cloud ganz einfach installieren und einrichten – besonderes Spezialwissen ist hierfür nicht erforderlich. Achten Sie bei der Wahl Ihres neuen Telefonsystems außerdem auf eine leichte, intuitive Verwaltung. Es gibt bereits moderne IP-Telefonanlagen, die sich problemlos per Weboberfläche von einem Netzwerkadministrator verwalten lassen – sogar per Fernzugriff.

Beachten Sie hierbei auch, dass das Telefonsystem auf offenen Standards basiert und mit den von Ihnen präferierten SIP-Trunks, Gateways, IP-Telefonen und sonstiger Hardware und Software kompatibel ist.

Sicherlich möchten Sie, dass Ihre Telefonanlage flexibel mit Ihrem Unternehmen und Ihren Kommunikationsanforderungen mitwächst. Die meisten herstellerspezifischen Systeme sind jedoch oft schon nach kurzer Zeit nicht mehr leistungsfähig genug und kaum bis schwer erweiterbar. Neue, nicht unbedeutende Hardware-Investitionen sind erforderlich, um weitere Anschlüsse und Nebenstellen einzurichten. Eine softwarebasierte Telefonanlage für den Unternehmenseinsatz sollte eine große und wachsende Anzahl von Nebenstellen und Anschlüssen problemlos bewältigen und sich dabei leicht an sich ändernde Parameter anpassen. Wenn Sie die Bedürfnisse Ihres Unternehmens ermitteln – aktuelle wie auch künftige – sollten Sie dies keinesfalls außer Acht lassen. Bietet die Telefonanlage alle erforderlichen Leistungsmerkmale? So sollten sich beispielsweise neue Nebenstellen mit nur wenigen Klicks einrichten und zusätzliche SIP-Trunks jederzeit problem hinzufügen lassen. Ziehen Sie hier auch mögliche zukünftige Integrationen neuer Business-Anwendungen in Betracht.

Die meisten klassischen Telefonsysteme verfügen standardmäßig nur über einen begrenzten Funktionsumfang. Erweiterte Leistungsmerkmale lassen sich Hersteller teuer bezahlen. Benötigt Ihr Unternehmen eine Anlage mit umfassenden Unified Communications Funktionen wie Sprachdialogsystem (IVR), Voicemail, Warteschleifen, Videokonferenzen und Live Chat, sollten Sie eine VoIP-basierte Telefonanlage in Betracht ziehen. Solche VoIP-Systeme sind reine Software-Produkte. Neue Features lassen sich daher leicht programmieren, hinzufügen und aktualisieren. Ihr Kommunikationssystem bleibt so stets auf dem neuesten Stand.

Eines der wichtigsten Ziele, welche mit der Anschaffung eines neuen Telefonsystems einhergehen ist es, Kosten zu reduzieren und die Gewinnspanne zu erhöhen. Mit einer professionellen, softwarebasierte IP-Telefonanlage erzielen Sie bedeutende Einsparungen: Eine teure Telefonverkabelung ist nicht länger erforderlich, das Internet wird für Telefonanrufe genutzt und günstige SIP-Telefone ersetzen herstellergebundene Geräte. Per VoIP-Telefonanlage sind Mitarbeiter auch außerhalb des Unternehmens gleichermaßen wie im Büro telefonisch erreichbar. Kurzzeit-Arbeitsplätze lassen sich rasch einrichten und der Präsenzstatus bzw. die Verfügbarkeit von Kollegen schnell feststellen. Alles wichtige Faktoren, die für mehr Produktivität und Mobilität sorgen.

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