Wofür steht ENUM und wie findet es Einsatz?

ENUM steht für “Telephone Number Mapping” und bezeichnet eine Übersetzung von herkömmlichen Telefonnummern in Internet-Adressen. Es wurde entwickelt, damit Teilnehmer über den für sie optimalen und für alle Gesprächspartner kostengünstigsten Kommunikationsweg weltweit unter einer einheitlichen Rufnummer erreichbar sein können. Um zu verstehen wozu dieses Prinzip genutzt wird, sollte man sich zunächst verdeutlichen, wie Gespräche hergestellt werden:

Anrufe vom Festnetz ins Festnetz sind gewöhnliche Telefonanrufe, wie wir sie mit klassischen Telefonen ausführen (das schließt natürlich auch Mobiltelefonie ein). Anrufe von einer SIP-URI zu einer anderen SIP-URI sind immer kostenfrei, da die Verbindungsaufnahme zwischen den beiden Internet-Teilnehmern direkt und ohne weitere Provider erfolgen kann.

Weiterhin betreiben die meisten VoIP-Provider auch Termination Services, d.h. sie verfügen über Blocks von Festnetznummern, die auf sie weitergeschaltet sind. Erhält man nun von einem VoIP-Provider eine Nummer aus diesen Blocks oder hat man seinen Festnetzanschluss zu einem VoIP-Provider portiert, so werden Anrufe darauf automatisch vom Provider auf die hinterlegte SIP-URI weitergeschaltet.

Drei verschiedene Arten

Public User ENUM: Bei diesem Typ kann der Endnutzer seinen Account selbst verwalten und eigene Einträge in die ENUM-Registry vornehmen.

Private Infrastructure ENUM: Dieser Typ wird von einer bestimmten Gruppe verwendet, ohne die Public Domain zu verwenden. Diese Gruppe erstellt für jede Telefonnummer einen Domain-Namen und verknüpft diesen mit einem einheitlichen Ressourcen-Identifikator (URI).

Public Infrastructure ENUM: Dieser letzte Typ wird zentral von einem nationalen Nummernverwalter verwaltet. Diese Behörde delegiert eine Telefonnummer an einen Betreiber, der die Telefonnummer seinerseits einem Endbenutzer zuweist. Der Betreiber ordnet die Telefonnummern einem internen Netz von Adressen zu, um die Anrufweiterleitung zu ermöglichen. Diese Art von ENUM ist am besten geschützt, da nur Diensteanbieter Zugang zu den Informationen haben.

Wie funktioniert ENUM?

Mithilfe von Telephone Number Mapping werden alle Telefonnummern des klassischen Telefonnetzes (E.164) einheitlich in Internet-Adressen (URL oder IP-Adresse) umgewandelt werden können. Telefonnummern werden wie eine Internet-Domain eingetragen und im Domain Name System (DNS) veröffentlicht.

Der Eigentümer solch einer Nummer kann per DNS-Eintrag die jeweils gewünschte Weiterleitung eines Anrufs festlegen. Hierdurch ergeben sich viele Möglichkeiten in Sachen Kosteneinsparung und Flexibilität: Nicht nur können die jeweils günstigeren Internetanbieter genutzt werden, sondern lassen sich Nebenstellen auch leichter in das Unified Communications-Umfeld integrieren.

Wenn für eine Telefonnummer ein ENUM-Eintrag hinterlegt ist, wird dieser kontaktiert. Zudem ist es möglich eine Reihe unterschiedlicher Ziele anzugeben, die nach festgelegten Regeln nacheinander kontaktiert werden können. Das Telephone Number Mapping ermöglicht darüber hinaus beispielsweise auch, beim Eingang eines Faxanrufs eine speziell hierfür gewählte Fax-Route einzusetzen. Die Telefon-Hardware des Anrufers muss hierfür jedoch ENUM-fähig sein.

Viele Registrars und VoIP-Anbieter bieten den Service derzeit noch kostenfrei an. Da dieser Dienst sehr neu ist, ist er bisher kaum verbreitet. Es wird jedoch erwartet, dass er eine neue Ära der Kommunikation und persönlichen Mobilität einleitet.

Praxisbeispiel zur Veranschaulichung

Die Ausgangssituation
–  eine T-Com Festnetznummer 0711-88779911
–  ein sipgate.de Account [email protected]
–  eine sipgate.de Festnetznummer 0711-13344556

Das Ziel
–  möglichst viele eingehende Gespräche via VoIP (sipgate) erhalten
–  Festnetz als Fallback für VoIP-Anrufversuche auf Festnetz-Nr. definieren

Der Weg
1.  ENUM-Registrierung von 1.1.9.9.7.7.8.8.1.1.7.9.4.e164.arpa
→ sip: [email protected] Priorität 1 per VoIP
2.  sipgate.de Anrufe per VoIP auf [email protected] bereits per VoIP
3.  ENUM-Registrierung von 6.5.5.4.4.3.3.1.1.1.7.9.4.e164.arpa
→ sip: [email protected] Priorität 1 per VoIP
4.  ENUM-Registrierung von 1.1.9.9.7.7.8.8.1.1.7.9.4.e164.arpa
→ tel: +4971188779911 Priorität 2 per Festnetz
5.  ENUM-Registrierung von 6.5.5.4.4.3.3.1.1.1.7.9.4.e164.arpa
→ tel: +4971113344556 Priorität 2 per Festnetz

Was damit funktioniert
–  Anrufe auf alle Nummern laufen nach Möglichkeit per VoIP
– Es ist weiterhin Festnetzerreichbarkeit gewährleistet (soweit ENUM und
sip/tel-Einträge vom anrufenden Endgerät unterstützt werden)

So lassen sich ENUM-Einträge registrieren, testen und erstellen

Die Registrierung einer ENUM-Nummer erfolgt ähnlich wie die Registrierung einer Domain. Es gibt mehrere Stellen, die ENUM-Einträge verwalten. Autoritativ im Internet ist dabei nur e164.arpa – man kann sich dort jedoch nicht direkt selbst registrieren und Services hinterlegen, sondern nur über einen autorisierten Partner (ISP oder VoIP-Provider). Letztendlich sind solche Einträge jedoch nur spezielle DNS-Einträge, d.h. man kann sich auch eine Teilzone, die einem bestimmten Telefonnummernpräfix entspricht, auf den eigenen Domain-Name-Server weiterleiten lassen. In Deutschland ist dies DENIC.

Welche ENUM-Einträge für eine bestimmte Rufnummer vorhanden sind, kann man beispielsweise hier abfragen. Es wird dort nach Eingabe einer vollständigen Rufnummer angezeigt, welche ENUM-Einträge vorhanden sind.

Noch keine ENUM-Nummer? Dann wurde diese Nummer noch nicht registriert und es gibt keine ENUM-Einträge dafür. Werden hingegen Priorität, Service und Ziel-URL angezeigt, bedeutet das, dass hier bereits ein oder mehrere Einträge existieren und diese Nummer zugeordnete ENUM-Einträge hat. Die Abfrage von ENUM-Einträgen kann auch durch DNS-Anfragen von der Kommandozeile durchgeführt werden.

In welchen Ländern ENUM verfügbar ist, kann in der Übersicht der zugelassenen Länder bei der ITU entnommen werden. Für Deutschland können ENUM-Einträge können bei jenen DENIC-Mitgliedern registriert werden, welche dies anbieten. DENIC ist zuständig für alle Registrierungen deutscher Telefonnummern. Eine Liste dieser DENIC-Mitglieder findet sich dort. Zunächst wird hierbei ein TEL-Eintrag angelegt, d.h. es wird die eingegebene Telefonnummer mit sich selbst assoziiert. SIP-Einträge lassen sich später hinzufügen oder es wird direkt nach einer SIP-URI gefragt, die dann eingetragen wird.

ENUM TEL-Einträge

Wurde nur ein TEL-Eintrag angelegt, so liefert eine Abfrage über www.enum-center.de für die Nummer +4971166778899 dann beispielsweise

Priorität Service Ziel-URI
1 tel +4971166778899

zurück. Mit dieser Registrierung der Rufnummer verändert sich zunächst überhaupt nichts, d.h. Anrufe werden wie bisher auf dieser Nummer eingehen. Der erzeugte TEL-Eintrag sagt nur aus, dass bei einem Anruf auf diese Nummer die genannte Nummer über klassische Telefonie anzurufen ist.

ENUM SIP-Einträge

Interessant wird ENUM erst, wenn weitere Service-Einträge vorgenommen werden, die die Weiterleitung einer Festnetznummer auf eine SIP-URI, d.h. per VoIP, ermöglichen. Hierzu wird als Service „sip“ eingetragen und als URI die Adresse beim Provider bzw. auf dem eigenen Server.

Beispiel: Im obigen Beispiel kann der Nutzer seine eigene Festnetznummer, die von einem Telefonanschluss stammt, für ENUM registrieren, so daß VoIP-Anrufer, die ENUM abfragen, direkt per VoIP ohne Umweg den Provider anrufen können. Hierzu wird +4971166778899 mit der SIP-URI sip:[email protected] registriert.

Danach sieht die Abfrage bei www.enum-center.de dann so aus:

Priorität Service Ziel-URI
1 sip [email protected]

Weiterführende Informationen